Dieser Beitrag richtet sich an Leute, die Lust auf eine Prise persönliches Geplänkel haben und sich für das Thema Atmen in Kombination mit dem Zeichnen interessieren. Gehörst du dazu? Dann finde heraus wie die Atmung dir beim Zeichnen hilft und dich entspannt.
Es gibt Situationen in denen es schwierig ist, sich auf die eigene Atmung zu konzentrieren. Manchmal sind wir so konzentriert, dass wir es sogar komplett vergessen. Für Manche ist das Atmen so selbstverständlich, dass sie sich nicht näher damit befassen. Ich finde das absolut nachvollziehbar, mich hat das auch viele Jahre lang überhaupt nicht interessiert. Das hat sich mittlerweile geändert.
Deshalb möchte ich dir zuerst erzählen, wie es dazu gekommen ist, dass sich meine Sicht auf das Thema geändert hat:
Es gab einen konkreten Moment vor einigen Jahren, wo mir klar wurde, dass Atmung einen großen Einfluss auf mein Leben hat. Zu diesem Zeitpunkt habe ich noch als Bibliothekarin gearbeitet. Ich saß im Büro und habe neue Daten in das Bibliothekssystem eingepflegt. Keine besonders stressige Arbeit. Dennoch hatte ich mit einem Mal ein seltsames Gefühl. Mein Atem ging plötzlich schneller und unregelmäßg, ich fing an zu schwitzen, mein Blickfeld verengte sich und ich wusste nicht wie mir geschah. Einfach so aus dem heiteren Himmel. Keine Ahnung wie lang das genau ging, aber es fühlte sich nach einer Ewigkeit an. Wahrscheinlich waren es aber nur wenige Minuten. Erst später wurde mir klar, dass es sich um eine Panikattacke handelte.
Alles hat einen Grund und meistens auch eine tiefere Bedeutung. Ich habe eine Weile gebraucht um das zu akzeptieren und hinzuschauen. Deshalb verstehe ich sehr gut, wenn Leute sagen, dass sie das nicht weiter interessiert. Manchmal sind wir einfach nicht bereit uns mit uns selbst auseinanderzusetzen. Selbst nach dieser seltsamen Attacke habe ich einfach weiter gemacht, ohne darüber nachzugrübeln was da eigentlich genau mit mir passiert ist. Es wären zu viele Fragen auf mich eingeprasselt, mit deren Antworten ich mich nicht beschäftigen wollte. Warum ausgerechnet in diesem Moment? Was habe ich nur getan, dass mein Körper so extrem reagiert?
Seltsamerweise hat das Zeichnen der Mandalas mir eine neue Perspektive ermöglicht. Ich konnte mich dadurch von diesem einen Vorfall und dieser einen Situation am Arbeitsplatz lösen und die Fragen einfach Fragen sein lassen. Ich habe es geschafft mich zu entspannen.
Wie die Atmung konkret beim Zeichnen hilft
Wenn ich es will, ist meine Linienführung sicher und so gut wie wackelfrei und das ganz ohne Hilfsmittel wie Lineal oder Zirkel. Die Atmung spielt dabei eine wesentliche Rolle. Es verschafft mir den besonderen Schwung, wenn die Hand mit dem Atemrhytmus läuft. Sobald ich unkonzentriert oder abgelenkt bin, wird mir das auf dem Blatt direkt wiedergespiegelt. Super spannender Prozess.
Das passiert mir manchmal, wenn ich Anderen vorführen will, wie genau das funktioniert. Dann tritt der allseits bekannte Vorführungseffekt ein. Ich mache alles aufeinmal, erzähle und führe gleichzeitig vor. Macht sich halt nur schlecht, gleichzeitig zu erzählen, zu atmen und zu zeichnen. Na ja und dann wackele ich eben mit meiner Linie los, obwohl ich genau das Gegenteil demonstrieren will. Glücklicherweise gehe ich entspannt damit um, sowas kommt vor. So habe ich die Möglichkeit meinen Entwicklungsstand unter die Lupe zu nehmen und zu lernen. Natürlich bin ich auch mal gefrustet, auch das gehört dazu.
Hast du Lust dich selbst mit verschiedenen Atemübungen zu beschäftigen und sie auszuprobieren? Dann liefert das Netz viele gute Quellen. Besonders interessant finde ich, dass beispielsweise auch die amerikanischen Navy-Seals die Box-Atmung als Technik für besonders stressige Situtationen lernen. Schau selbst:
Meine Anregungen und Tipps zur Atmung:
Stell dir vor du bist eine Forscherin oder ein Forscher. Sieh es als eine Reihe von Experimenten an und setze dich so Stück für Stück mit dir, deiner Atmung und/oder deiner Zeichentechnik auseinander.
Suche dir verschiedene Übungen und finde so heraus welche zu dir passt.
Übe in ganz unterschiedlichen Situationen (Zuhause, im Café, wenn du entspannt bist oder unter Druck stehst usw.)
Beobachte was genau mit dir und deinem Körper passiert. Frage dich, wie es dir damit geht.
Dokumentiere deine Beobachtungen und Gedanken.
Wie bei allem anderen auch, sind es die mehrmaligen Wiederholungen, die uns zu Expertinnen und Experten machen und wertvolle Erkenntnisse liefern. Wir lernen uns selbst besser zu verstehen und das ist in jedem Fall ein Gewinn.
Übung: Mit der richtigen Atmung gerade Linien und Kreise ohne Hilfsmittel zeichnen
Lege dir ein Blatt und einen Stift bereit. Bevor es losgeht, atmest du langsam ein, hältst kurz inne und atmest dann wieder aus. Beobachte dabei deinen Körper. Was machen deine Schultern? Was passiert mit deinem Bauch oder der Brust? Was macht dein Körper während du ein- und ausatmest? Lege deine Hände auf Brust und Bauch ab und spüre die Bewegungen. Stell dir eine Schaukel vor. Es geht immer vor und zurück, vor und zurück. Stimme dich innerlich auf deinen Rhytmus ein.
Nun nimmst du deinen Stift in die Hand, legst die Handkante auf dem Blatt ab, der Arm hängt locker. Achte darauf, dass du deinen Arm frei bewegen kannst. Mit dem nächsten Einatmen, neigst du die Hand zum Blatt, setzt den Stift auf und zeichnest eine lange gerade Linie von oben nach unten. Mit dem nächsten Atemzug dann von unten nach oben. Schwing deine Hand mit der Atmung, wie beim Schaukeln, die Handkante rutscht dabei über das Blatt mit und gibt den Fingern dadurch einen stabilen Halt.
Perfektion ist kein Ziel, sondern ein Hindernis
Es mag sein, dass die Linie oder der Kreis auch dann noch nicht perfekt gerade ist, aber ich persönlich finde, dass es gar nicht darum geht. Viel mehr findest du so heraus wie du dich selbst wahrnimmst, wie du tickst und wie die Gefühle durch eine ruhige Atmung transportiert und sichtbar gemacht werden.
Das war es erst mal von meiner Seite. Vielen Dank, dass du mir ein Stück deiner wertvollen Zeit gewidmet und bis hierhin gelesen hast.
Ich bin sehr dankbar für die interessanten Gespräche und tollen Menschen, die zu meinen Zeichenkursen und Maltreffs kommen. Sie inspirieren mich dazu zu schreiben. Danke!
Britta
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